Der Kultur-Kampf auf 732 Metern über dem Meer, er geisterte tatsächlich einst als „Bratwurstkrieg“ durch die Gazetten. Zwanzig Jahre ist es her, als zwei Stand-Betreiberinnen sich so erbittert stritten. Auf einem Rastplatz am Rennsteig nahe dem Inselberg, jener markanten Erhebung des Thüringer Waldes, die jeder Autofahrer kennt, der auf der A4 zwischen Gotha und Eisenach unterwegs ist. Und das kam so: Die eine, Hotelwirtin, ließ hier Würste braten, die von Norden hoch an den Rennsteig angeliefert wurden, aus dem nächsten Dorf, Tabarz. Die Wanderer mochten’s – und kamen so zahlreich, dass jemand einen zweiten Bratwurststand aufmachte, wenige Meter weiter. Dessen Betreiberin samt ihrer Würste kam aus dem Süden, aus Brotterode, und auch ihr Rost brannte Tag für Tag. Anderswo hätte sich die nun folgende Geschichte aus Gastwirtsneid und Grundstückszwist auf ein unspektakuläres Amtsgerichtsverfahren beschränkt. Hier oben aber, an der Grenze der Landkreise Schmalkalden-Meiningen und Gotha, ging es schnell nicht mehr um Konkurrenz und Kaufverträge, sondern um Kultur, genauer um: Kümmel. Den der eine (Nord) in seiner Wurst hatte, immer schon und selbstverständlich – der andere (Süd) aber nicht, nie und nimmer, igitt. Was der ganzen Sache einen Streitgegenstand verpasste, der heikler ist als jede juristische Spitzfindigkeit: Den Bratwurstgeschmack. Für oder gegen Kümmel? Erst das K-Wort machte den Zwist zum Krieg.